Chancen der Krise nutzen, Leistungsfähigkeit des Bauens erhalten

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Die BAUINDUSTRIE hat, als das private und öffentliche Leben Corona-bedingt fast zum Stillstand gekommen war, ihre Leistungsfähigkeit als Motor der deutschen Volkswirtschaft eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit schneller und zielgerichteter Flankierung durch die Politik von Bund und Ländern ist es gelungen, Baustellen weitestgehend weiter zu betreiben. Planungen, Ausschreibungen und Vergaben sind weitergelaufen. Die Unternehmen haben dabei weder Kosten noch Aufwand gescheut, die hohen behördlichen Hygieneanforderungen zu erfüllen, um ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen. Damit konnten hunderttausende Arbeitsplätze sichergestellt werden.

Die Corona-Krise hat enorme Auswirkungen auf die öffentlichen, vor allem die kommunalen Haushalte. Die Gewerbesteuereinnahmen brechen ein und auch die Einnahmen aus der Umsatz- und Einkommensteuer sinken. Nur mit zielgerichteter, mittelbarer staatlicher Unterstützung kann langfristig sichergestellt werden, dass die dringend notwendigen Infrastruktur- und Baumaßnahmen weiter in vollem Umfang realisiert werden können.

Die finanzielle Stärkung und Stabilisierung der privaten und öffentlichen Auftraggeber wirkt sich mittelbar auf die Bauwirtschaft aus: die Auftragslage wird erhalten und verstetigt und somit ihre Leistungsfähigkeit als essenzieller Beitrag zur deutschen Volkswirtschaft gesichert. Bauinvestitionen haben eine unmittelbare Multiplikatorwirkung für die gesamtwirtschaftliche Produktion und Beschäftigung. Laut RWI erzeugen Bauinvestitionen in Höhe von 1 Euro gesamtwirtschaftliche Produktionswirkungen von 2,44 Euro. Eine Stabilisierung der Bautätigkeit kommt also nicht nur der BAUINDUSTRIE, sondern der gesamten Wirtschaft zugute.

Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen sind Bund und Länder gefordert, durch gezielte Investitionen und steuerliche Anreize ein für die Erbringung von Bauleistungen günstiges Umfeld zu schaffen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Erneuerung der öffentlichen Infrastruktur (v. a. Verkehr und Hochbau), zum schnellen Ausbau der digitalen Infrastruktur und zum Klimaschutz zu leisten.

Ein wesentlicher Aspekt ist die Digitalisierung in der BAUINDUSTRIE. Im Zuge der Corona-Pandemie haben wir festgestellt, dass die Digitalisierung das A und O ist. Ohne digitale Prozesse hätte die Branche nicht diesen hervorragenden Beitrag leisten können.

Bauunternehmen profitieren von der Digitalisierung maßgeblich bei zwei entscheidenden Prozessen. Da ist zum einen die Planung, in der die Digitalisierung derzeit verstärkt sichtbar wird. Vor der Corona-Pandemie war dabei das Thema Building Information Modeling (BIM) für unsere Mitgliedsunternehmen von hoher Bedeutung. Dies hat sich angesichts der Corona-Krise auch nicht geändert. Corona hat gezeigt, dass unsere Bemühungen, auch den Mittelstand und kleinere Unternehmen mit an Bord zu nehmen, nicht umsonst waren. Die BAUINDUSTRIE war sehr gut vorbereitet und konnte sehr schnell auf digitales Arbeiten umstellen.

Auch beim Arbeiten auf der Baustelle, hat der Digitalisierungsprozess eine wichtige Rolle gespielt. Baustellenbesprechungen fanden als Videokonferenzen statt. Und auch das Nachtrags- und Genehmigungsmanagement hat reibungslos digital funktioniert. Zudem beobachteten wir, dass viele Baustoffe auf Online-Plattformen bestellt wurden und „just-in-time“ geliefert werden konnten. Vor diesem Hintergrund haben regionale Lieferketten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass auch neue Impulse, wie die Automatisierung im Bereich des modularen bzw. seriellen Bauens, an hoher Bedeutung gewonnen haben. Im modularen bzw. seriellen Bauen und der damit verbundenen Vorfertigung der Bauteile in den Betriebshallen, findet durch die Robotik ein ganz anderes Zusammenwirken von Mensch und Maschine statt.

Die Corona-Krise hat gezeigt, dass wir in der Lage sind, unsere Arbeitswelten schnell und effizient zu modernisieren. Diese Entwicklung wird jetzt noch schneller voranschreiten und zur Folge haben, dass schwere und repetitive Arbeiten noch mehr automatisiert werden. Es werden neue attraktive Arbeitsplätze entstehen.

Wenn die Digitalisierung konsequent weiterentwickelt und eingesetzt wird, ist sie eine Erfolgsgeschichte. Die Grundlage dafür bildet die verbesserte, transparentere Kommunikation und Kollaboration aller Beteiligten. In diesem Sinne wird die BAUINDUSTRIE die Digitalisierung nicht nur im technischen Sinne als Innovationsmotor nutzen, sondern auch als Weichensteller für einen Kulturwandel des partnerschaftlichen Zusammenarbeitens aller Beteiligten der Baubranche.

 

Peter Hübner