Zahlengetriebene Erkenntnisse spielen zweifellos eine entscheidende Rolle in der politischen Debatte und bei der Gestaltung von Maßnahmen. In diesem Bewusstsein hat sich der Verband Deutscher Metallhändler und Recycler e. V. (VDM) in der ersten Jahreshälfte intensiv mit dem deutschen und europäischen Außenhandel mit Metallschrotten beschäftigt. Unser Ziel ist es, die Bedeutung dieses Handels deutlich zu machen und Transparenz zu schaffen, um das Vertrauen in unsere Branche zu stärken. Der von uns erstellte Außenhandelsbericht bietet eine umfassende Darstellung der Import- und Exportmengen der wichtigsten Metalle für die Jahre 2018 bis 2022, darunter Aluminium-, Kupfer-, Nickel-, Zink- und Bleischrotte. Darüber hinaus benennen wir die wichtigsten Abnehmer- und Lieferländer, um ein vollständiges Bild des Metallschrotthandels zu zeichnen.

Außenhandel Deutschlands unterstreicht Bedeutung des EU-Binnenhandels

Im Kontext des deutschen Außenhandels mit Aluminium- und Zinkschrotten ist Italien unangefochten der dominierende Absatzmarkt und damit als Handelspartner für Deutschland von herausragender Bedeutung. Die enge wirtschaftliche Partnerschaft zwischen zwei der größten Volkswirtschaften der Europäischen Union, insbesondere in Branchen wie der Automobilindustrie oder dem Maschinenbau, spiegelt sich in der bemerkenswerten Dynamik des Metallschrotthandels wider.

Hervorzuheben ist, dass der Hauptempfänger von Kupferschrott unser Nachbarland Polen ist. Die ausgeprägte verarbeitende Industrie des Landes setzt in großem Umfang Kupferschrotte für ihre Anlagen ein.

Die deutsch-französische Partnerschaft spiegelt sich eindrucksvoll im Metallschrotthandel wider, insbesondere in der Tatsache, dass Frankreich als Hauptlieferant von Aluminium-, Kupfer- und Nickelschrotten fungiert.

Der Blick auf den deutschen Außenhandel unterstreicht nachdrücklich die Bedeutung des EU-Binnenhandels. Ein reibungsloser Ablauf ist sowohl für Lieferanten als auch für Abnehmer von entscheidender Bedeutung, um eine kontinuierliche Produktion zu gewährleisten.

Außenhandel der Europäischen Union: Gelebte Diversifizierung mit vielen Partnern in Südostasien

Der weltweite Handel mit Metallschrott findet in Südostasien eine Vielzahl von Abnehmern, insbesondere für Legierungen, die auf den lokalen Märkten keinen Absatz finden. Thailand und Malaysia, beide Mitglieder der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN), sowie Länder wie Indien und Pakistan, die der South Asian Association of Regional Cooperation (SAARC) angehören, zählen zu den wichtigsten Handelspartnern in diesem dynamischen Netzwerk.

Hervorzuheben ist die Rolle Indiens als Hauptabnehmer von Aluminium-, Zink- und Bleischrotten, was das Land zu einem Schlüsselakteur im internationalen Handel und zu einem unverzichtbaren Partner der Europäischen Union macht. Bei Kupferschrotten ist Indien der zweitgrößte Abnehmer nach der Volksrepublik China.

Diese Entwicklungen verdeutlichen den intensiven Metallschrotthandel mit einer Vielzahl südostasiatischer Länder, wobei eine lebhafte Diversifizierung der Handelsbeziehungen zu beobachten ist. Der Handel mit diesen Ländern trägt wesentlich zur regionalen Wertschöpfung bei und ist ein wichtiger Impulsgeber für deren Industrialisierung. 

Transatlantische Partner als Zulieferer für die Europäische Union

Die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich sind die Hauptlieferanten von Metallschrott nach Europa und nehmen damit eine zentrale Position als führende Lieferanten in diesem internationalen Handelsgefüge ein.

Die transatlantischen Beziehungen spielen in diesem dynamischen Handelsgefüge eine entscheidende Rolle und spiegeln unser Engagement für globale Partnerschaften wider. Durch den engen Austausch mit den USA und Großbritannien fördern wir nicht nur wirtschaftliche Synergien, sondern unterstreichen auch unser Bekenntnis zu gemeinsamen Werten und Zielen.

Während wir uns beim Export auf Asien konzentrieren und die Beziehungen zu den Ländern dieser Region stärken, bleibt die transatlantische Verbindung ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Geschäftsstrategie für die vor Ort benötigten Metalllegierungen. Dieser ausgewogene Ansatz ermöglicht es uns, sowohl die Chancen des aufstrebenden asiatischen Marktes zu nutzen als auch die bewährten Partnerschaften im transatlantischen Raum zu festigen.

Rohstoffclubs: Der Handel mit Metallschrotten muss berücksichtigt werden

Wenn es nach der EU und den USA geht, sollen Rohstoffclubs westliche Staaten und rohstoffreiche Länder Asiens, Lateinamerikas oder Afrikas zusammenbringen, um Rohstoffpartnerschaften auf Augenhöhe zu ermöglichen. Diskutiert wird, ob Regierungen im gegenseitigen Handel mit Bodenschätzen auf Exportbeschränkungen oder Zölle verzichten und ob gemeinsame Umwelt- und Arbeitsschutzstandards für Minen oder Hüttenwerke festgelegt werden können. Kurz: Die gegenseitige Anerkennung soll im Sinne des internationalen Handels vorangetrieben werden.

Bei der Diskussion dieser Art von Rohstoffclubs muss der Metallschrotthandel berücksichtigt werden. Der Handel mit aufbereiteten Metallen ist ein integraler Bestandteil für die Etablierung grüner Leitmärkte, da der Einsatz von Recyclingmaterial eine notwendige Voraussetzung für die Herstellung grüner Produkte ist. Durch den Einsatz von recycelten Metallen wie Aluminium, Kupfer oder Stahl werden Energie und Treibhausgasemissionen eingespart und der Verbrauch von Erzen reduziert. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass ein fairer und freier Handel mit Schrotten nicht nur den Industrieländern vorbehalten sein sollte. Schwellenländer haben das gleiche Recht auf Zugang zu aufbereiteten Metallen. Dieser Zugang ermöglicht es ihnen, eine eigene nachhaltige Industrie aufzubauen und die Vorteile des Recyclings für ihre Wirtschaft und Umwelt zu nutzen.

Welthandeln auf Augenhöhe: Schlüssel für nachhaltige Rohstoffpolitik und grüne Leitmärkte

Auf der Tagung der Material Recycling Association of India betonte der indische Stahlminister, dass Indien als zweitgrößter Stahlproduzent der Welt ein verantwortungsbewusster Stahlproduzent werden wolle und daher mit einem steigenden Schrotteinsatz rechne. Das Material bezieht Indien unter anderem aus den USA und der EU. Damit sind wir beim entscheidenden Punkt. Handel auf Augenhöhe bedeutet, dass wir Rohstoffe immer dorthin liefern, wo sie gebraucht werden. Für bestimmte Qualitäten von Stahlschrott ist die Türkei ein wichtiger Absatzmarkt, für gewisse Legierungen von Aluminiumschrott Indien oder für Nickelschrott die USA. Umgekehrt sind Länder wie Indien wichtige Exporteure von Ferrolegierungen in die EU, die wir hier für die Stahlproduktion benötigen.

Der Handel mit Metallen ist keine Einbahnstraße. Wenn wir Rohstoffe aus dem globalen Süden importieren wollen, dann müssen wir auch Rohstoffe dorthin exportieren. Close-the-Loop heißt eben nicht Close-the-Market. Insbesondere dann nicht, wenn hierzulande die notwendigen Verarbeitungskapazitäten fehlen, um alle aufbereiteten Metalle einzusetzen. Die Formel für eine internationale Kreislaufwirtschaft ist einfach: Je mehr Kapazitäten, desto mehr Recycling.

Wir sind heute schon 8 Milliarden Menschen auf der Erde. Wenn wir allen ein gewisses Maß an Wohlstand ermöglichen wollen, müssen wir Länder wie Indien, Pakistan, Malaysia oder Thailand in unsere Handelsstrukturen einbeziehen. Das bedeutet, dass wir gemeinsame Umwelt- und Arbeitsstandards fördern und anerkennen und damit Import- und Exportbeschränkungen minimieren. Die derzeit diskutierte EU-Abfallverbringungsverordnung erhöht die Handelsbarrieren für Metallschrott, was der Verband Deutscher Metallhändler und Recycler bereits im Jahr 2021 kritisierte. Umso wichtiger ist es, dass zukünftige Handelsabkommen die internationalen Märkte der Metallrecyclingwirtschaft berücksichtigen und den gegenseitigen Marktzugang erhalten und fördern.

Der Außenhandelsbericht des VDM steht online unter www.metaltrading.info und kann hier als pdf-Datei heruntergeladen werden. Gerne können Sie auch den untenstehenden QR-Code nutzen, um auf den Bericht zuzugreifen und in die Welt des Metallschrotthandels einzutauchen.

Autoren

Kilian Schwaiger, Geschäftsführer beim Verband Deutscher Metahändler und Recycler e. V.

Murat Bayram, Vorstandsmitglied beim Verband Deutscher Metahändler und Recycler e. V. und Geschäftsführer bei European Metal Recycling GmbH