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Was zeichnet eine Schlüsselbranche aus? Beeindruckende wirtschaftliche Kennzahlen? Die haben einige. Wir auch! Mittlerweile muss Wirtschaft im Allgemeinen und jede einzelne Branche im Besonderen aber eine weitere, neue, Frage beantworten: Welches Problem der Gesellschaft kann sie konkret lösen?

 

Forschung schafft Kompetenzen

Pharma gehört zu den wesentlichen Treibern von Innovationen. Kaum eine Branche investiert mehr als sie in das Neue: 2019 gaben die im Verband forschender Arzneimittelhersteller organisierten Unternehmen 7,8 Milliarden Euro in Deutschland für die Forschung aus – ein Rekordwert! Diese Milliardensummen schaffen Fähigkeiten, genauer gesagt: Kompetenzen. Und diese sind genauso bedeutsam wie die volkswirtschaftliche Wertschöpfung. Wozu diese Kompetenzschöpfung gut ist, zeigt die von deutschen Biotech-Unternehmen mitentwickelte, neue revolutionäre mRNA-Technologie.

Schlüssel zum Öffnen des Lockdown-Schlosses

Pharma- und Biotech-Unternehmen sind gerade dabei, ein Problem gigantischen Ausmaßes zu lösen, das der globalen Wirtschaft massiv zusetzt und der Gesellschaft harte Maßnahmen abverlangt. Sie haben buchstäblich den Schlüssel gefunden, der das Lockdown-Schloss öffnen kann: Dank neuer Impfstoffe wird es möglich sein, dass die Weltwirtschaft wieder in den Normalbetrieb übergehen und die Menschen aus der Corona-Einsamkeit in ihr frei gestaltetes Leben zurückkehren können. Ein menschlicher und ökonomischer Segen, an dem in Deutschland entwickelte und produzierte Impfstoffe einen wichtigen Anteil haben.

Gesamtgesellschaftliche Kostenrechnung entscheidend

Diese Fähigkeit, konkrete Probleme der Gesellschaft lösen zu können, sehen wir nicht nur in der Corona-Pandemie. Moderne Krebstherapien etwa verlängern nicht nur die Lebenserwartung. Sie sorgen auch dafür, dass erkrankte Menschen ins Arbeitsleben zurückkehren und weiter daran teilnehmen können, statt berufsunfähig zu werden. Und Hepatitis C Medikamente der neusten Generation machen viele Krankenhausaufenthalte inklusive Lebertransplantationen dadurch überflüssig, dass sie die Krankheit heilen.

Anders gesagt: Menschen bekommen Lebenszeit zurück, die sie produktiv nutzen können. Für sich. Für andere. Und natürlich auch für die Wirtschaft! Neben dem individuellen Patientennutzen wird der gesamtgesellschaftliche Nutzen auf diese Weise immer wichtiger. Denn die Erhaltung der Gesundheit, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit wendet nicht nur Leid von Menschen ab. Sie entlastet nachweisbar auch die Sozialsysteme und trägt zur Stabilisierung der Kostenentwicklung im Gesundheitswesen sowie in der gesamten Volkswirtschaft bei.

Industriepolitischer Schub

Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie gut der Pharmastandort Deutschland in der internationalen Forschung mithalten kann. Auch die Produktion wird durch neue Anlagen zur Impfstoffherstellung in Tübingen, Mainz, Marburg, Laupheim und Dessau gestärkt. Das ist eine Entwicklungschance, die sich nicht jedes Jahr ergibt. Daraus müssen wir jetzt viel mehr machen. Wir brauchen dazu aber Rückenwind aus der Politik. Denn der internationale Standortwettbewerb wird härter. Neben dem Schwergewicht USA sehen wir Chinas Kräfte wachsen. Deshalb fordert der vfa in seinem „7 Punkte-Programm“ zur Zukunft der Pharmaindustrie in Deutschland u.a. die steuerliche Förderung von Investitionen zu verbessern, Verwaltungsprozesse zu vereinfachen und die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzubringen.

 

Han Steutel

 

Lesen Sie hier auch die Analyse der Gesundheitswirtschaft, von der Vizepräsidentin des Wirtschaftsforums der SPD e.V., Prof. Dr. Susanne Knorre. Hier der Link